Samstag, 26. Januar 2013

Sozialwissenschaftlicher Sexismus: Carol Gilligans Fehlvermessung des Menschen, Debra Nails



Sozialwissenschaftlicher Sexismus: Carol Gilligans Fehlvermessung des Menschen (S.101-108)
Debra Nails

Debra Nails erwartet sich von einer sozialwissenschaftlichen Studie eine verlässliche Darstellung fehlerfreier Stichproben bei statistischen Analysen. Es sei nicht zulässig, bestimmte Daten hervorzuheben und bewusst eine hermeneutische "Interpretation" vorzunehmen. Genauso wären exemplarische Einzelbeispiele, die eine These unterstützen nicht angebracht, repräsentative Beispiele seien entscheidend.

Sie führt an, dass Carol Gilligan und Mary F. Belenky zwischen Gilligans Die andere Stimme und Belenkys Disserationsschrift (Conflict and Development) in Kooperation "A Naturalistic Study of Abortion Decisions" schrieben. Während Belenky jedoch in ihrer Dissertation Aussagen ungekürzt  offenlegt, finden sich in Gilligans Text immer wieder Auslassungen von Daten. Dies macht Nails an der Entwicklung einer Frau namens Betty fest, die bei Gilligan ein etwas zu stimmiges Fallbeispiel abgibt. 

Zunächst hat Gilligan in einem ersten Gespräch mit Betty durch nicht gekennzeichnete und geschickt gesetzte Textauslassungen, sowie Umformulierungen und Interpretationen von Bettys Aussagen ein möglichst egoistisches Bild der Probandin gezeichnet. Umso einfacher fiel es Gilligan im Folgenden die "dramtische Veränderung" Bettys hin zu einer höheren Moralstufe aufzuzeigen. So zitiert Gilligan unter anderem Bettys Aussage "ich bin sehr sensibel", um ihre Entwicklung darzustellen und lässt Bettys Nachsatz "mein Ideal wäre es, nicht so sensibel zu sein. So können andere meine Gefühle so leicht verletzen" aus. Der Nachsatz würde Gilligans These verletzen, nach der es Frauen darum geht, andere nicht zu verletzen und nicht darum, eigene Verletzung zu vermeiden.

Nails arbeitet an weiteren Aussagen von Betty heraus, dass Gilligan ein bewusst pointiertes Bild von Betty zeichnet und beispielsweise Aussagen zu Berechtigung zur Rache außen vor lässt.

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